Herzerkrankungen sind im Gegensatz zum Menschen oder Hund/Katze beim Pferd relativ selten. Der beim Menschen so typische Herzinfarkt kommt beim Pferd kaum vor. Die häufigsten Erkrankungen beim Pferd sind Herzklappenfehler, d.h. dass eine oder mehrere Herzklappen nicht mehr richtig schließen. Auch Rhythmusstörungen kommen immer wieder vor.
Liegt ein Herzklappenfehler vor, wird bei der Auskultation (Abhören) des Herzens ein so genanntes Strömungsgeräusch (Rauschen) wahrgenommen. Die meisten Pferde mit derartigen Stömungsgeräuschen sind leistungsbereit und äußerlich gesund. Es gibt auch Strömungsgeräusche, bei denen kein Klappenfehler vorliegt. Dies passiert häufig im Zusammenhang mit einer Allgemeinerkrankung wie z.B. einer Kolik. Das Pferd kann in der Regel kleinere Klappenfehler sehr gut kompensieren und somit auch weiter normal und ohne Einschränkung genutzt werden. Wird ein Klappenfehler zu groß und/oder besteht dieser über einen langen Zeitraum kommt es zu einer Vergrößerung der Herzkammern und im Endstadium zu einem Leistungsabfall. Das Risiko eines akuten Kollapses während der Belastung ist erhöht. Dies kann auch ohne einen vorher wahrgenommenen Leistungsabfall auftreten.
Wenn ein Herznebengeräusch beim Abhören festgestellt wurde, macht es Sinn das Herz eingehender zu untersuchen und u.a. eine Ultraschalluntersuchung vorzunehmen. Es sollte festgestellt werden welche Herzklappen in welchem Ausmaß betroffen sind, und ob es bereits zu einer Veränderung der einzelnen Herzkammern gekommen ist. Hier können Rückschlüsse über die zumindest aktuelle Belastungsfähigkeit und eine Einschätzung des reiterlichen Risikos erfolgen.
Bei der Ultraschalluntersuchung wird das sich bewegende Herz in verschiedenen Ebenen dargestellt und die Größe der einzelnen Herzkammern und Herzwände vermessen. Die Blutströme an den Klappen werden mit dem so genannten Farbdopplerverfahren sichtbar gemacht. Je nachdem in welche Richtung das Blut fließt, erscheint dieses auf dem Bildschirm in einer bestimmten Farbe. So kann das Herzgeräusch einer bestimmten Klappe zugeordnet und die Größe des Klappenfehlers geschätzt werden.
Bei Rhythmusstörungen und besonderen Fragestellungen sollte eine EKG – Untersuchung in Ruhe und unter Belastung erfolgen.
Es werden dem Pferd Elektroden an den Körper geklebt und mit Kabeln verbunden. An einem Longiergurt oder am Sattel wird ein kleines Speichergerät befestigt. So können die Herzschläge auch während der Belastung kontrolliert und aufgezeichnet werden. In dieser Form kann festgestellt werden um welchen Typ von Arrhythmie es sich handelt und wann sie auftritt.
Die Behandlung einer Herzerkrankung ist im Falle von einem Klappenfehler nicht möglich. Bisher ist es noch keinem Chirurgen gelungen bei einem Pferd eine neue Herzklappe einzusetzen. Herzmedikamente können jedoch die Herzfunktion unterstützen. Die Behandlung von Rhythmusstörungen wie z.B. das Vorhofflimmern ist in ausgesuchten Fällen möglich und auch erfolgreich.