Die Versorgung von Frakturen stellt in der Pferdemedizin eine besondere Herausforderung dar. Die Pferdeklinik Bargteheide ist auf die chirurgische Behandlung von Knochenbrüchen spezialisiert.
Griffelbeinfrakturen sind die am häufigsten auftretenden knöchernen Verletzungen. Hier ist die Prognose nach einer OP in der Regel günstig, weil die Hauptstabilität über das Röhrbein gegeben ist. In der Regel wird hier das blind endende untere Fragment des Griffelbeins amputiert. Offene Griffelbeinfrakturen im unteren Bereich können normalerweise erfolgreich operativ versorgt werden, offene Frakturen im Griffelbeinkopfbereich werden meist nicht chirurgisch behandelt.
Hufbeinfrakturen bestehen häufig im Hufbeinastbereich und werden mit Boxenruhe, Spezialbeschlag und Hufgips behandelt. Längsfrakturen des Hufbeines haben wegen der Gelenkbeteiligung eine ungünstigere Prognose und können wahlweise verschraubt oder mit Gips behandelt werden.
Kronbeinfrakturen sind sehr selten und in der Regel Trümmerfrakturen mit schlechten bis sehr schlechten Heilungsaussichten.
Fesselbeinfrakturen treten häufig als Stressfrakturen in der Mitte des Fesselbeines auf und können mit günstigen Heilungsaussichten verschraubt und zusätzlich gegipst werden.
Haarrisse im Fesselbein (Fesselbeinfissur) können in der Regel mit Boxenruhe und gegebenenfalls bei unruhigen Pferden mit Gipsfixation versorgt werden. Diese Fesselbeinfissuren haben meist gute Heilungsaussichten.
Frakturen im Bereich der oberen langen Röhrenknochen wie Unter- und Oberarm, sowie Unter- und Oberschenkel stellen eine große chirurgische Herausforderung dar. Hier hängt die Prognose sehr vom Gewicht des Pferdes, der Art der Fraktur (gedeckte / offene Fraktur) (Glatter Bruch / Spiralbruch / Trümmerbruch) und einer eventuellen Gelenkbeteiligung ab. Frakturen der Elle / des Ellenbogens (Ulnafraktur) treten häufig bei Jungpferden auf und haben je nach Frakturverlauf eine vorsichtige bis günstige Prognose.
Die Entscheidung zur Operation einer Fraktur sollte unter Berücksichtigung von Tierschutz, wirtschaftlichen Aspekten und der chirurgischen Machbarkeit sorgfältig im Gespräch zwischen Chirurg und Besitzer abgewogen werden.
Die operative Behandlung von Frakturen ist aufgrund folgender Faktoren besonders schwierig:
Das hohe Gewicht eines Pferdes führt zu einer starken mechanischen Belastung des Knochenbruches sowohl in der Aufstehphase nach der Operation als auch in der Ausheilungsphase. Die Belastung der verletzten Gliedmaße kann nicht wie beim Menschen durch Liegen oder Gehhilfen reduziert werden. Eine zusätzliche Fixierung durch Eingipsen ist insbesondere im oberen Gliedmassenbereich nicht möglich, so dass direkt nach der Operation eine Belastungsstabilität gegeben sein muss. Um die mechanische Belastung nach Frakturoperationen zu reduzieren, steht uns in der Klinik ein Schwinglifter zur Verfügung. Dieser trägt mittels einer flexiblen Hängekonstruktion einen Teil des Körpergewichtes und das Pferd kann sich trotzdem frei in der Box bewegen und hinlegen.
Man unterscheidet glatte Brüche von Spiralbrüchen und Trümmerfrakturen, bei den letzteren sind die Heilungschancen aufgrund der mangelnden Belastungsstabilität in der Regel aussichtslos. Bei offenen Frakturen ist im Gegensatz zu gedeckten Frakturen die Haut durch spitze Knochenenden oder durch die äußere Gewalteinwirkung eröffnet. Diese Frakturen haben in der Regel bedingt durch das Eindringen von Bakterien über die Wunde ebenfalls eine aussichtslose Prognose.