Ultraschall

Die Ultraschalldiagnostik (Sonographie) wird heutzutage auch in der Pferdemedizin in vielen Bereichen zunehmend genutzt. Die Gründe dafür liegen in der risikoarmen, nicht invasiven, schmerzlosen und strahlungsfreien Anwendung und einer im Verhältnis zu anderen Verfahren relativ schnellen Durchführung. Bei der Ultraschalluntersuchung werden über einen Schallkopf Schallwellen im nicht hörbaren Bereich ausgesendet. Diese werden je nach Gewebestruktur mehr oder weniger reflektiert. Diese Schallwellen werden dann vom Schallkopf wiederum empfangen und im Ultraschallgerät in ein 2-Dimensionales Bild umgewandelt. Hier erscheinen die einzelnen Gewebe in unterschiedlichen Graustufen – von ganz weiß (Knochen oder Sehnengewebe) bis schwarz (Flüssigkeiten).

Die Schallwellen werden von Knochen und Luft fast komplett reflektiert, so dass die Sonografie vorwiegend zur Darstellung von Weichteilstrukturen wie Sehnen, Bändern, Gefäßen und innere Organen dient. Aber auch die Oberfläche von Knochen kann mit hoher Auflösung untersucht werden. Somit sind Röntgen und Ultraschall zwei sich ergänzende Verfahren.

Die besonderen Verfahren der Doppler-Sonographie und die Farbdoppler-Sonographie liefern zusätzlich Informationen über die Strömungsrichtung, -geschwindigkeit und -stärke eines Blutflusses im Herzen und in den Gefäßen. Diese Verfahren finden vor allem bei der Herzuntersuchung Verwendung.

Wichtig für eine qualitativ gute Ultraschalluntersuchung sind einerseits ein modernes Ultraschallgerät sowie ein erfahrener, mit der jeweiligen Region vertrauter Untersucher. Der zu untersuchende Patient muss entsprechend vorbereitet werden: für eine genaue Untersuchung und die Erstellung von diagnostisch verwertbaren Bildern ist es wichtig dass der Patient ruhig steht. Da die Pferde in der Klinik sich in einer fremden Umgebung befinden und häufig somit auch unruhiger sind als im eigenen Stall, werden die meisten Pferde für die Untersuchung sediert. Der betroffene Bereich wird geschoren, gesäubert und mit Ultraschallgel eingerieben, um eine gute Ankopplung zwischen dem Schallkopf und der Haut zu ermöglichen. Für die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten stehen uns mehrere Hochleistungs-Ultraschallgeräte mit den verschiedensten Schallköpfen zur Verfügung.

 

Anwendungsgebiete der Sonographie beim Pferd:

Die Anwendungsgebiete der Sonographie gehen weit über die gynäkologische Untersuchung hinaus und haben sich beim Pferd in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Die sich ständig verbessernde Technik und das zunehmende Knowhow ermöglichen Untersuchungen in vielen Bereichen der Pferdmedizin.

 

Gynäkologischer Ultraschall:

Die Ultraschallsonde wird dabei von rektal eingeführt. Die Eierstöcke sowie der Uterus können somit direkt dargestellt werden. Der Ultraschall dient hier primär zur Bestimmung des Zyklusstandes hinsichtlich einer Bestimmung des korrekten Besamungszeitpunktes sowie der Feststellung von Frühträchtigkeiten. Auch abnorme Veränderungen und Erkrankungen an den Eierstöcken und Uterus lassen sich gut darstellen.

 

Sonographie der Sehnen und Bändern:

Die Ultraschalluntersuchung der Beugesehnen ist eine der häufigsten Untersuchungen in der Pferdeorthopädie. Die Beugesehnen werden mit einem hoch auflösenden Schallkopf dargestellt, so dass auch sehr kleine Defekte in den Sehnen zu sehen sind. Es kann genau der Ort und das genaue Ausmaß einer Verletzung bestimmt werden. Mit diesen Daten kann dann ein individueller Therapieplan entworfen werden. Einer der möglichen Behandlungsformen ist die direkte Injektion von Medikamenten in den jeweiligen Defekt hinein. Dieses erfolgt in der Regel unter Ultraschallkontrolle. Regelmäßige sonografische Nachuntersuchungen im Abstand von 6-8 Wochen erlauben eine Kontrolle über den Heilungsverlauf und das Bewegungsprogramm kann individuell angepasst werden.


Sonographie von Gelenken:

Bei der Untersuchung von Gelenken steht die Röntgenuntersuchung in der Regel im Vordergrund. Eine ergänzende Ultraschalluntersuchung bietet in vielen Fällen wertvolle zusätzliche Informationen. Gelenkkapsel, Seitenbänder, Menisken und teilweise auch Knorpelabschnitte können im Ultraschall sichtbar gemacht werden. Zum Beispiel ist die Ultraschalluntersuchung des Kniegelenkes mittlerweile ein fester Bestandteil der eingehenden Untersuchung dieses Gelenkes. Des Weiteren hilft uns der Ultraschall bei der genauen Lokalisation von röntgenologisch sichtbaren Knochenfragmenten vor chirurgischen Eingriffen.

 

Untersuchung des Beckens:

Eine Röntgenuntersuchung des Beckens ist sehr aufwändig und bei einigen Pferden nur unter Vollnarkose möglich. Mit einem Schallkopf mit einer Eindringtiefe von bis zu 30 cm können die Knochenoberflächen des Beckens und Anteile des Hüftgelenkes dargestellt werden. Viele Beckenfrakturen können somit auch mittels Ultraschall dargestellt und diagnostiziert werden. Von rektal kann der hintere Abschnitt des Kreuzdarmbeingelenkes untersucht werden.


Untersuchung von Nacken/Hals/Rücken:

Bei dem Verdacht auf eine Erkrankung im Bereich des Nackens steht der Ultraschall an erster Stelle, da es sich hier vorwiegend um Veränderungen im Weichteilgewebe handelt. Die Gelenke der Halswirbel (Facettengelenke) sind nur begrenzt im Ultraschall zu beurteilen. Hier steht die Röntgentechnik in Verbindung mit der Szintigraphie im Vordergrund. Allerdings ist eine lokale Injektion in de Facettengelenke aufgrund der sehr schmalen Gelenkspalten nur mit Hilfe der Sonographie möglich. Im Rückenbereich lassen sich die Rückenmuskulatur, Bänder und die kleinen Wirbelgelenke der Lendenwirbelsäule darstellen. Das Iliosakralgelenk ist jedoch nur in einem sehr kleinen Abschnitt des Gelenkes darzustellen.

 

Ultraschallgeleitete Injektionen:

Bei lokalen Injektionen in erkranktes Gewebe kann die Nadel unter Ultraschallkontrolle zielsicher in das ausgesuchte Gewebe eingeführt werden. Diese Methode wenden wir bei den Injektionen in Sehnendefekte sowie bei Injektionen in schwierig zugängliche Gelenke wie die Gelenke der Halswirbelsäule ein. Auch gezielte Probenentnahmen wie Nadelbiopsien aus der Leber können unter Ultraschallkontrolle erfolgen.

 

Einsatz in der Fohlenmedizin:

Der Einsatz des Ultraschallgerätes ist aus der Fohlenmedizin kaum mehr wegzudenken. Da bei einer Kolik eine rektale Untersuchung nicht möglich ist, bietet die Ultraschalluntersuchung einen Einblick in den Bauchraum und gibt Hinweise auf eine eventuelle Ursache. Die Darstellung der inneren Organe wie die inneren Nabelstrukturen, Darm, Nieren und Blase sowie Flüssigkeit in der Bauchhöhle bei einer Blasenruptur, hilft uns bei der Diagnosestellung. Lungenentzündungen können früh erkannt und dessen Heilungsverlauf kontrolliert werden.

 

Ultraschall der Lunge:

Die Lunge ist luftgefüllt, so dass bei einer gesunden Lunge nur die Oberfläche in Form einer weißen Linie zu erkennen ist. Bei einer Lungenentzündung sind bestimmte Bereiche der Lunge nicht mehr belüftet und somit gut sichtbar. Auch Flüssigkeitsansammlungen im Brustbereich (Pleuraerguß) werden leicht erkannt.


Abdomen-Sonographie:

Die Ultraschall-Untersuchung des Bauchraumes umfasst die Leber, Milz, Nieren, Blase und Darmanteile. Bei der Kolikuntersuchung kann sie in einigen Fällen ebenso wertvolle Hinweise bieten.

 

Echokardiographie (Herzultraschall):

Es werden die Herzkammern, Herzmuskel und die Herzklappen beurteilt. Die Größe der Herzkammern und das Bewegungsmuster des Herzmuskels werden gemessen. Mit der Doppleruntersuchung können die Strömungen an den einzelnen Herzklappen dargestellt werden und somit Herzklappenfehler beurteilt werden, (siehe Herzuntersuchung).

 

Untersuchung von Gefäßen:

Darstellung von Thrombosen in den Halsvenen oder in den Beinarterien. Sie dient der Diagnose von Gefäßverengungen oder -verschlüssen.

 

Sonographie des Auges:

Wenn die Linse oder die Hornhaut getrübt sind kann das Innere des Auges nicht mehr eingesehen werden. Mittels Ultraschall können in diesen Fällen trotzdem die hinteren Segmente des Auges beurteilt werden.

 

Sonographie bei akuten Verletzungen:

Mittels Ultraschall kann festgestellt werden welche Strukturen (Gelenke/Sehnenscheiden) betroffen sind. Auch Fremdkörper wie z.B. Holzsplitter, welche nicht im Röntgen sichtbar sind können mittels Ultraschall aufgefunden werden.

Kommentare sind geschlossen.